Steckbrief
Familie: Cupressaceae
Gattung: Cupressus
Besonderheiten: Die Existenz von Zypressen konnte bis ins Miozän (Beginn vor etwa 23 Mio. Jahren) zurückverfolgt werden.
Symbolik der Zypresse
Die Zypresse gehört zu den immergrünen Pflanzen. Wie viele immergrüne Bäume, findet man sie häufig auf Friedhöfen. Von alters her wird die Zypresse mit Trauer und Tod in Verbindung gebracht. Durch ihre immergrünen Zweige symbolisiert sie zugleich Hoffnung ewiges Leben. Schon Leonardo da Vinci sah in ihr den Baum der Auferstehung. Die hochgewachsene kultivierte Zypresse symbolisierte für ihn die Verbindung zwischen Himmel und Erde.
Zypresse Traumdeutung
In der Traumdeutung sagt man der Zypresse nach, dass sie Enttäuschung und Trauer ankündigt. Doch auch in der Traumdeutung ist die Zypresse der Baum der Hoffnung auf baldigen Trost und erneutes Glück. Der griechische Traumdeuter Artemidor von Daldis (2. Jh. n. Chr.) sah in der Zypresse wegen ihres hohen und schlanken Wuches ein Symbol für Langmut und Verzögerung. Etwas, was so langsam wächst und reift wie die Zypresse führt nicht nur das Glück, sondern auch das Unglück langsamer herbei und verheißt dem Träumer damit eine ruhige Lebensphase.
Die Zypresse als Baum der Götter
In der Mythologie der Antike ist die Zypresse ein Symbol oder ein Attribut vieler Götter. Sie steht hier für die Unterwelt, aber auch für Langlebigkeit. Die Nonne Hildegard von Bingen meinte, die Zypresse berge das Geheimnis Gottes.
Eine antike griechische Legende besagt, dass die Zypresse der verwandelte Knabe Kyparissos ist. Kyparissos war ein Geliebter des Apollon. Er war mit einem wilden Hirsch eng verbunden. Er pflegte und umsorgte das Tier, bis es so zahm war, dass es Kyparissos auf sich reiten ließ. Doch eines Tages erlegt er versehentlich den Hirsch, als dieser im Unterholz schläft. Kyparissos ist darüber so unglücklich und unendlich traurig, dass er nichts weiter möchte als sterben. Das wiederum will Apollon nicht zulassen und bittet die Götter um Hilfe. Diese verwandeln Kyparissos in eine Zypresse, den Baum der Trauer und der Erinnerung. Die Tränen des Kyparissos fließen sollen noch immer als Harz aus dem Baum fließen.
Die Zypresse als Heilpflanze
Schon im antiken Griechenland war die Zypresse als Heilpflanze bewährt. Menschen mit Lungenleiden pilgerten damals in die Zypressenwälder auf Kreta und Zypern, um Heilung zu finden. Auch heute noch ist die Zypresse in der Naturheilkunde und Aromatherapie ein beliebtes Mittel gegen Atemwegserkrankungen und Erkältungskrankheiten. Nahezu alle Teile der Zypresse gelten als heilkräftig. In der Form von Massageöl wird Zypresse auch bei rheumatischen Beschwerden und Gicht eingesetzt.
Baumorakel Zypressenkarte richtig herum gezogen
Würde, Vergänglichkeit, loslassen
In einem Braunkohlelager in Nordrheinwestfalen wurde eine fossile Zypresse gefunden, die vor 12 bis 15 Millionen Jahren dort gewachsen sein muss. Doch sie verschwand viele Jahrtausende aus Europa, bis sie von den Phöniziern aus Asien wieder hierhergebracht wurde. Seit der Antike wird die Zypresse bereits kultiviert und einige Zypressenarten wie die Sahara-Zypresse kommen mit ausgesprochen unwirtlichen Lebensbedingungen zurecht. Seither ist die Zypresse in einigen Gegenden, besonders im Mittelmeerraum, prägend für die Landschaft. Das beste Beispiel hierfür ist wohl die Toskana. Einige Zypressen gehören zu den ältesten Bäumen auf unserer Erde, denn Zypressen können bis zu 900 Jahre alt werden. Wenn man sich die Geschichte der Zypresse und ihre besonderen Eigenarten betrachtet, ist es kein Wunder, dass dieser alte und ehrwürdige Baum, Dir den aufrechten Gang durchs Leben zeigen will und Dich lehrt, nach jedem Tiefschlag wieder aufzustehen und von vorne zu Beginen. Die Zypresse sagt Dir, Du sollst alles mit Würde hinnehmen und tragen. Die Zypresse bringt Dir den nötigen Mut und die nötige Entschlossenheit, um auch mit schwierigsten Situationen umzugehen, Verluste zu überwinden oder einen Teufelskreis aus negativen Gefühlen und destruktivem Verhalten zu durchbrechen. Kommt ein Baum wie die Weide zu Dir, um den Schmerz zuzulassen, so ist die Zypresse der Baum, der Dich erreichen will, wenn der Schmerz vorbei ist, der Baum der Dir sagt, nun ist es genug, Zeit, nach vorne zu sehen. So kann die Zypresse auch Menschen helfen, die gerade jemanden verloren haben. Der Geist der Zypresse lässt einen würdevollen Abschied reifen, Erinnerungen ohne Bindungen wachsen. Man muss die Zuneigung zu einem verlorenem Menschen nicht aufgeben, nur weil man sich auch wieder erlaubt, nach vorne zu blicken. Die Zypresse zeigt uns, dass alles vergänglich ist, alles sich früher oder später auflöst, aber das all das, was größer ist als das rein Materielle in uns weiterleben kann, ohne dass wir uns dafür selbst aufgeben müssen.
Die Zypresse bringt Dir Gelassenheit, zeigt Dir, wie Deine Intuition Dich auch durch die größten Veränderungen sicher hindurch leitet und wie Du Dinge hinnehmen kannst wie sie kommen, ohne Deinen Optimismus zu verlieren.
Baumorakel Zypressenkarte auf dem Kopf gezogen
Im Schatten der Zypresse: Arroganz, Passivität
Die Zypresse bringt Dir Gelassenheit, doch wenn Dir die Zypresse auf dem Kopf erscheint, hast Du in der letzten Zeit vielleicht ein wenig zu viel von ihrer Medizin bekommen. Vielleicht hat sich Deine Gelassenheit in eine gewisse Arroganz verwandelt. Du meinst, über allen Dingen zu stehen und das macht Dich für Deine Mitmenschen unnahbar. Mag sein, dass Dir diese fast schon mysteriöse Aura, die Dich durch Deine Distanziertheit umgibt derzeit noch gefällt, dass Du sie zusätzlich noch mit Sarkasmus verstärkst, doch auf Dauer kann sie Dich einsam machen. Die Zypresse auf dem Kopf warnt Dich vor dieser Einsamkeit. Die Dinge hinzunehmen, wie sie kommen ist gut, doch überheblich gegenüber allen zu werden, die sich mit ihren kleinen und großen Sorgen plagen, hilft niemandem weiter. Gib lieber Deinen Mitmenschen etwas von Deiner Zypressenmedizin ab, zeige ihnen Deinen Weg zur inneren Ruhe und vor allem: zeige Dein Mitgefühl.
Die Zypresse auf dem Kopf kann auch bedeuten, dass aus Deiner vermeintlichen Gelassenheit eine ungesunde Passivität geworden ist. Dass Du die Dinge annimmst, darf nicht so weit ausufern, dass Du keine Ziele und Wünsche mehr hast, für die Du etwas zu tun bereit bist. Begib Dich aus Deiner Opferhaltung. Nimm Dir etwas von der Entschlossenheit und Tatkraft der Zypresse, denn Gelassenheit ist nur die eine Seite dieses Baumes.
Gedicht zur Zypresse
Ach, Zypresse, hoch zu schauen
Mögest du dich zu mir neigen
habe dir was zu vertrauen
Und dann will ich ewig schweigen.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)