Steckbrief Haselstrauch
Familie: Betulaceae
Gattung: Corylus
Keltisch: knovà
Tradition des Haselstrauchs
Der Hasel ist ein sehr schnellwüchsiger und strauchförmiger Baum. Er wächst besonders häufig an Wald- und Wegrändern. So bildete er für unsere Vorfahren aber als Hecke nicht nur die sichtbare Grenze zwischen kultiviertem Ackerland und urwüchsigen Wäldern oder Wiesen. In der Vorstellung der Kelten und Germanen stellte er auch eine metaphysische Grenze dar, eine Grenze zwischen dem Reich der Menschen und dem der Wildtiere und derer, die sich in die Wälder wagen oder dort leben wie Jäger, Druiden, Hexen und andere Waldwesen. In der Magie und im Volksglauben spielten Heckengehölze damit eine ganz besondere Rolle. Der Haselstrauch mit seinen kräftigen und dennoch flexiblen Ästen und seinen nahrhaften Nüssen galt als Schild gegen negative Energien aus der Anderswelt. Zudem sollte er vor Blitzschlag, Feuer, Schlangen, wilden Tieren, Krankheiten und bösem Zauber schützen. Doch trotz seiner Schutzfunktion galt der Haselstrauch auch als durchlässig für die guten Dinge aus dem Jenseits. Wer unter einem Haselstrauch schläft, so sagte man, der könne zukunftsträchtige Träume und Visionen und geistige Zeugungskraft erwarten. Der Haselstrauch wurde als Verbindung zu freundlichen Naturgeistern genutzt. So war eine Haselrute ein beliebter Zauberstab und wird von überzeugten Rutengängern noch heute zum Aufspüren von Wasseradern oder Metallen verwendet. Eine Haselrute als Wanderstock sollte den Wanderer sicher seinen Weg finden lassen. Auch der weise Haselwurm, der unter dem Haselstrauch lebt ist ein altes keltisches Motiv. Mit der Christianisierung wurde er dann zum Paradieswurm, der den Menschen seinerzeit im Garten Eden verführt haben soll. So wurde auch der Haselstrauch als Baum der sexuellen Verführung gesehen und von Kindern unverheirateter Frauen sagte man, sie seien aus einer Haselstaude gesprungen. Auch schon die Kelten waren davon überzeugt, dass ihre Ahnen nicht nur geistige Fruchtbarkeit aus der Anderswelt durch den Haselstrauch schickten.
Da der Haselstrauch eine Verbindung zur Welt der Geister und Toten war, war die Haselnuss eine beliebte Totenspeise. Uns begegnet die Symbolik des Haselstrauchs noch immer in Märchen wie Aschenputtel, in dem sich die Hauptfigur nichts wünscht als einen Haselstrauch für das Grab ihrer Mutter, auf dem sich der Geist der Toten auch tatsächlich als weißer Vogel niederlässt, um ihrem Kind zu helfen. Die Nüsse des Haselstrauchs wurden häufig für Liebesorakel verwendet. Warf ein Paar Haselnüsse ins Feuer, so sollten diese Auskunft darüber geben, ob die Beziehung bestand haben würde. Zerbrach die Nuss knackend, dann würde auch die Liebe zerbrechen, glühte die Nuss lange vor sich hin, würde auch die Liebe lange glühen.
Traumdeutung Haselstrauch
Traumdeutung heißt es, wem ein Haselstrauch erscheint, dem werden bald Versprechungen gemacht. Die Haselnuss und Nüsse im Allgemeinen weisen in der Traumdeutung auf schwere Probleme hin, auf Erfolg nach mühevoller Arbeit oder auch auf harte Arbeit mit wenig Erfolg.
Der Haselstrauch als Baum der Götter
Haselruten wurden mit viel Aufwand geschnitten, um Metalle oder Wasseradern zu finden: Nackt sollte man zum Haselstrauch gehen, ohne gesehen zu werden. In manchen Traditionen musste man anschließend Gott oder auch den Teufel beschwören, während man sich die gewählte Haselrute zwischen die Beine klemmte, um sie dann mit einem Messer, das zuvor ebenfalls einem Ritual unterzogen worden war, zu schneiden. Der Vorgang des Schneidens zwischen den nackten Beinen erinnert an eine Geburt und tatsächlich wurde die Haselrute nach dem Schneiden oft wie ein neugeborenes Kind behandelt – sie wurde getauft und in manchen Regionen sogar in ein Taufkleid gesteckt und gewindelt.
Der Haselstrauch war in den heidnischen Religionen gewöhnlich dem jeweiligen Wettergott geweiht, womit die Weihe nach der Christianisierung auf Petrus überging. So wurden häufig Wetterzauber mit Haselruten durchgeführt.
Da man glaubte, die Götter würden ihre Weisheit durch Haselsträucher senden umsteckte man Thingplätze und Schlachtfelder mit Haselruten und keltische Richter trugen Haselstäbe bei sich, um ein von den Göttern geleitetes Urteil fällen zu können. Auch Botschafter trugen Haselstecken bei sich.
Der Haselstrauch als Heilpflanze
Schon bei den Kelten und Germanen wurde der Haselstrauch auch als Heilpflanze genutzt. So trank man Haselnüsse in süßem Met gegen Lungenleiden. Als Baum der Verführung wurde der Haselstrauch von der christlichen Kirche verdammt. Rutenzauber waren verboten und wurden dennoch fleißig weiter durchgeführt. Auch als Heilpflanze wurde der Haselstrauch auch nach der Christianisierung weiter genutzt, auch wenn Autoritäten wie Hildegard von Bingen ihm in dieser Hinsicht den Nutzen absprachen. In der Volksheilkunde galt der Haselstrauch als Mittel gegen Impotenz, Haselnussöl wurde bei schweren Geburten verwendet. Man fertigte sogenannte Warzenstöcke aus Haselruten, in die man Kerben in der Anzahl der vorhandenen Warzen ritzte, um anschließend den Stock hinter sich zu werfen. Haselzweige wurden zum Zähneputzen genutzt. In der neueren Phytotherapie sind die Blütenkätzchen des Haselstrauchs als schweißtreibendes Mittel bekannt. Das ätherische Öl des Haselstrauchs wirkt gefäßverengend und ein Sud aus den Blättern wird innerlich bei Störungen des Gefäßsystems und Darmentzündungen und äußerlich bei Entzündungen der Haut und der Schleimhäute eingesetzt.
Baumorakel Haselstrauch-Karte richtig herum gezogen
Träume, Erinnerung, Grenzen überschreiten
Der Haselstrauch gilt als bescheidener Baum, der Geborgenheit und Schutz bietet und eine Brücke zur Vergangenheit und altem Wissen schlägt, altes und neues verbindet. Der Haselstrauch kommt als Vermittler zu Dir. Einmal ist er ein Mittler zwischen den Welten. Vielleicht ist für Dich zur derzeit Deine Vergangenheit ein großes und wichtiges Thema. Der Haselstrauch hilft Dir, alte Erinnerungen zu finden, an alte Bekanntschaften oder Freundschaften anzuknüpfen und auf scheinbar vergessenes Wissen zurückzugreifen. Der Haselstrauch ist auch ein Mittler zwischen Dir und Deinen Ahnen. Er bringt Dir Wissen und Weisheit vergangener Generationen.
Der Haselstrauch will Dich darüber hinaus anregen zu träumen. Letztendlich lässt sich beim Haselstrauch alles auf das Thema Träumen zurückführen. Lasse Deine Träume reifen, um sie im richtigen Moment verwirklichen zu können. Umarme sie, wie die Haselblüte den Pollen bis zum richtigen Zeitpunkt der Reife umarmt. Gib Dich dem Fluss Deiner Fantasie hin, um in Tag- oder Nachtträumen zu Inspiration und Kreativität zu finden. Die Welt der Träume lässt Dich Grenzen überschreiten und bringt Dir geistige Fruchtbarkeit und Flexibilität. Vielleicht bist Du zurzeit festgefahren in bestimmten Verhaltensmustern oder hast Dir selber zu viele Grenzen auferlegt? Lass Dich vom Haselstrauch leiten, um wieder in Fluss zu kommen und Dich behindernde Grenzen aufzulösen und zu überwinden. Höre auf Deine Intuition, auf Deine Träume, denn nur in Deinen Träumen – ob Tag- oder Nachtträume – kannst Du verschiedene Möglichkeiten finden, um Deine Ziele zu verwirklichen. Der Haselstrauch belebt Deine Seele, ohne dass Du bei all der Träumerei den Bezug zur Realität verlierst. Der Haselstrauch hält Dich im Gleichgewicht und gleicht Disharmonien aus – nicht nur Disharmonien in Deinem Inneren, auch solche mit anderen Menschen. Der Haselstrauch lehrt Dich, diejenigen zu finden, die zu Dir gehören, bei denen „die Chemie“ stimmt.
Der Haselstrauch kann auch helfen, die Kommunikation zwischen den Generationen zu verbessern. Träume sind das verbindende Glied. In ihren Träumen können die Generationen Gemeinsamkeiten entdecken und lernen, dass sie gar nicht so verschieden sind.
Baumorakel Haselstrauch-Karte auf dem Kopf gezogen
Im Schatten des Haselstrauchs: negative Energien, Flucht
Erschient Dir der Haselstrauch auf dem Kopf, so spielen in Deinem Leben derzeit vielleicht die negativen Energien, vor denen Dich der Haselstrauch eigentlich schützen sollte eine größere Rolle. Lasse Dich nicht von negativen Gefühlen und Gedanken leiten und verlasse Dich nicht auf Menschen, bei denen Dir Dein Bauchgefühl sagt, dass Du bei ihnen nicht gut aufgehoben bist. Vertraue wieder mehr auf Deine Instinkte und auf Dein Gefühl, um Dich vor negativen Energien besser zu schützen.
Der Haselstrauch auf dem Kopf kann auch bedeuten, dass Du zu viel Energie darauf verwendest, die Träume anderer zu verwirklichen anstatt Dich mit Deinen eigenen Wünschen und Zielen zu beschäftigen. Es ist schön, dass Du Dich um andere sorgst, doch nur, solange Du Dich dabei selbst nicht vernachlässigst. Wenn Du Dich nicht auch um Dich selbst kümmerst, wird Dir sehr schnell die Kraft ausgehen.
Der Haselstrauch auf dem Kopf kann auch eine Warnung davor sein, dass Du Dich zu sehr in Deine innere Traumwelt flüchtest. Denke daran, dass Deine Träume Dir Kraft und Ideen schenken sollen und nicht langfristig zum Fluchtpunkt werden sollten. Lass Dir vom Haselstrauch eine ausgewogene Beziehung zwischen Deinen Visionen und der Realität zeigen, um im Leben zu bleiben.
Gedicht zum Haselstrauch
Zwei Haseln warf ich in die Flammen,
und jeder gab ich eines Liebchens Namen.
Mit lautem Knall zersprang die erste schnell,
im Feuer leuchtete die zweite still und hell.
Ach, wenn doch deine Liebe so erblühte,
wie deine Nuss im Feuer glühte.
Thomas Grey (1716-1771)